Mittwoch, 9. Juni 2010

Da fängt der Tag gut an....

Vom Weckruf meines Handys wache ich auf. Versuche erstmal ohne Augenaufschlag das immer noch plärrende Handy zu erreichen - ja - gleich - rumms....die kunstvolle Handy-auf Buch-auf kleinerem Buch-auf Tablettenschachtel-Konstruktion, welche ich gestern Abend wohl noch schlaftrunken gebaut haben musste, gibt jetzt der Erdanziehungskraft nach. Mist. Und immer noch singt es. Na wenn ich jetzt nicht noch meine Nachbarin mitgeweckt habe. Die Augen haben sich inzwischen nun auch geöffnet, das Chaos betrachtet und den Reflex - Steh auf! - ans Großhirn gesendet.
Schlappe noch benommen aus dem Bett, stelle Handy aus und lege die Bücher wieder an Ort und Stelle. Nächster Gedanke - duschen, möglichst schnell. Klappt auch erstmal ganz gut, bis ich versuche mit Schaum in den Haaren und Augen den Duschkopf an der Wand aus seiner Halterung zu lösen und.....Klatsch! - das Duschbad kracht von seinem Thron in die Tiefen der Duschwanne. Naja, jetzt hast du wohl auch noch deine Mitbewohnerin geweckt. Sehr schön! Wenn ich so zeitig raus muss, können die anderen ruhig Anteil nehmen.
Nach der Anzieh-Haare-machen-eincremen-Mensch-werden-Prozedur, schnell auf Nahrungssuche. Erdbeeren mit Joghurt stehen zur Zeit auf meinem allmorgendlichen Speiseplan. Ist auch alles fix zusammengeschnippelt und Verzehr fertig, doch wie sollte es anders sein - gleich der erste Löffel trifft irgendwie nicht ganz den Mund, die Erdanziehungskraft tut ihr Übriges dazu und - Rums! - der Mist liegt auf dem frisch gewaschenen Röckchen. Super. Okay, ruhig bleiben - schnell auswaschen mit kalten Wasser - das sieht schon keiner.
Während des weiteren Essens auf einmal ein Geräusch, was nicht in mein Zimmer gehört - sssssrums----ssssssrummms----sssssrums! Die Ursache: ein Motschekiepchen, wie süß. Das macht gleich wieder bessere Laune. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Ding muss raus. War ja ganz schön dich zu sehen, Kumpel, aber mein Zimmer ist zu klein für uns beide! Klettere auf einen Stuhl am Fenster und versuche mit einer Hand, weil in der anderen immer noch der Joghi-Löffel umklammert wird, Karl den Käfer einzufangen aber nicht zu zerquetschen. Dabei stoße ich gegen einen Kaktus, der sich zu weit an den Fensterbrettrand hervor gewagt hatte und - Plumps! - Kaktus mit samt Blumenerde verteilt sich auf Stuhl und Boden. Ganz toll. Hole Kehrschaufel und Besen. Beseitige die Spuren und über mir höre ich nun ein leises Kichern. Karl der Käfer schaut mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an und wünscht mir einen guten Morgen.

Und es war Sommer...

Nach endlos langem, grauem Regenwetter hat es der Sommer nun wohl doch geschafft - er ist da. Endlich.
Und mit der Sonne kommt auch die gute Laune zurück. Die kleinen Endorphin-Mädchen mit ihren lustigen Zöpfen und bunten Kleidchen tanzen durch den Körper und meine Gedankenmännchen mit ihren Ideenköfferchen sausen wie wild hin und her, stoßen hier und da auf die schlafenden Erinnerungen, die sich dann auch an dem wuseligen Treiben beteiligen und mit in die Gefühls-und Gedankenachterbahn springen. Alles tobt, tanzt, feiert - alles ein großes Sommerfest der guten Laune.
Da fällt es freilich schwer die Konzentration für die Uni zu finden - Ruhe und Ordnung im Hirnkästelchen zu schaffen, brav und still im Hörsaal Platz zu nehmen und nicht durch die viel zu überfüllten Parkwiesen zu toben.
Es ist aber Land in Sicht - die Uniarche nähert sich langsam aber sicher ihrem Zwischenziel: Semesterferien. Nicht nur die Temperaturen erreichen langsam aber sicher den Siedepunkt, auch die Fahrt über die Wissensmeere nähert sich dem Höhepunkt. Es heißt also nochmal die letzten, vernünftigen Gedankenmännchen zusammentrommeln und aus den Ideenköfferchen ein paar hilfreiche Ideen für Referate, Hausarbeiten, Prüfungen und Co herauszukramen. Das fällt nicht immer leicht.
Die gute Laune bleibt aber trotzdem treu an meiner Seite. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dem blonden Wuschelkopf voll glitzernder Spangen und Klämmchen und der lustigen, immer anders leuchtenden Latzhose stiefelt sie neben mir her durch die Stadt, welche in den letzten Tagen gar nicht mehr weiß, wo hin mit all den Menschen, denn "überall regt sich Bidlung und Streben - alles will sie mit Farbe beleben...."
Gestern bin ich geflüchtet - das war selbst der guten Laune zu viel, zu viel von allem.
Überall Menschen, Menschen und noch mehr Menschen - Eis essend, Sonne tankend, Kaffee trinkend, einkaufend, sitzend, stehend liegend, nach Schweiß oder zu viel Deo riechend, klebend, schwitzend, schwatzend, singend, laufend,fahrend und fotografierend. Da half nur die Flucht ins heimische Nest. Dann lieber einen Blick von oben auf die Stadt werfen, und alles aus sicherer Ferne beobachten. Die Beobachtungen ergaben dann leider auch - mit dem Sommer kommt hier offensichtlich die Freizügigkeit und der schlechte Geschmack. Viel zu kurze Röcke, Hosen, Kleidchen oder Stofffetzen bei zu starken Beinen, Bäuchen, Oberweiten. Viel zu wenig Stoff für zu viel Körper. Viel zu viel Selbstbewusstsein bei manchen Leutchen. Oder vielleicht auch viel zu viel Prüderie bei mir?