Freitag, 28. August 2009

Ende der Semesterferien

Wildes Geschnatter, Stühle rücken, Füße zappeln, Buterbrotpapier knistert und Flaschen zischen...nein ich bin noch nicht in meinem Praxissemester. Ich sitze noch nicht an einem Lehrertisch und beobachte die kleinen Schützlinge, nein - dies sind gerade die letzten Stunden der Vorbereitungswoche auf das Praxissemester.
Vorher: Uni, Prüfungen, bestandene Klausuren, ein wunderbar erholsamer Urlaub, der leider mit Salmunellen seinen Abschluss fand, ein paar Tage zu Haus, eine fertige Hausarbeit, eine bestandene Lektüreprüfung und ein Festivalwochenende. Das erste Festivalwochenende für mich. Am Stausee Hohenfelden trafen sich 25.000 Jugendliche mit Zelten, Campingkochern, Grills, und einer Menge Alkohol. Was blieb waren Erinnerungen an viele tolle Bandauftritte, viele lustige Begegnungen, ein schmerzhafter Sonnenbrand und jede Menge Müll auf dem Festivalgelände.
Und nun dröhnt der Kopf. Praxissemester - das Zauberwort des Jenaer Modells der Lehrerbildung. Eine Chance für Sie - nutzen Sie diese. Probieren Sie sich aus! Schnuppern Sie mal rein!
Damit wurden die Erwartungen der 200 ahnungslosen Studenten geschürt, welche nun als Versuchskaninchen an zahlreiche Schulen im Jenaer Umfeld geschickt werden. Nun wabert ein Wust an Hospitationsaufträgen, Unterrichtsvorbereitungen, Forschungsaufträgen, Hausarbeitsthemen, didaktisch-theoretischen Texten, Portfolios und Praxissemesterregeln sowie Kompetenzfeldern durch die Köpfe. Zu mindest durch meinen. Eine 4-teilung für die kommenden 5 Monate wäre angebracht. Vielleicht auch ein Psychater.
Doch erstmal sehn, was der Montag bringt. Dann geht es an die Schule und dann schaun wir weiter.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Meine Stadt hat Fieber

"Die Stadt dreht ab, schreit nach Wind; man ist platt wenn man draußen Zeit verbringt......"Wie betäubt lauf ich durch die Stadt. Die Hitze ist drückend und schwül. Die Luft in den Seminarräumen steht förmlich - bereit um mit einem riesen Kuchenmesser in kleine Stücke zerteilt zu werden. Der Kopf fährt auf Sparflamme. Halbnackte kommen mir auf der Straße entgegen. Die Mülltonnen neben dem Fahrradkeller stinken. auch vom Nichts tun läuft der Schweiß. Nur nicht unterkriegen lassen. Die letzten Wochen sind angebrochen. Der Lernmarathon kann beginnen. Viele haben trotzdem Zeit zum Sonnenbaden. Vom Paradies her schlängelt sich Grillduft, Spiritusgeruch, eine leichte Sonnenmilchfahne und der Geruch des Saalewassers langsam in die Stadt und auf meinen Heimweg. Ich bin froh, dass mir Straßenbahn fahren erspart bleibt. Immer noch ein Gefühl der Betäubung. Das Lernen fällt schwer, doch die Gedanken an die bevorstehenden Semesterferien, Urlaub und Festival machen es leichter. Nur noch 3 Wochen!

Sonntag, 21. Juni 2009

Was lange währt...

Endlich - endlich ist er da. Mein Neuer. Ich hab mich neu verliebt. Es war ein schmerzhafter Abschied von meinem kleinen, süßen Alten, doch er hat sich gelohnt. Unsere erste Begegnung - am Samstagmorgen war Liebe auf den ersten Blick. Sehr elegant und chic anzusehn und innerlich ein Traum.
Mein erster Neuwagen. Nur für mich hergestellt. Seit Februar zählte ich die Tage und Wochen. Immer wieder verschob sich die Ankunft nach hinten, doch letzte Woche kam endlich der lang ersehnte Anruf.
Nach sämtlichen Formalitäten, Geldübergabe und Co. war er mein und es ging ab zur Jungfernfahrt. Toll wenn ein Blick auf den Kilometerstand lediglich 14 km anzeigt. Und alles riecht so wunderbar neu.
Schnell waren wir beide ein Team - mein kleiner 'Fabian' und ich. 200 m nach dem Autohaus wurde uns auch schon die Vorfahrt genommen - ein Grund die neue Hupe auszuprobieren. Die neuen Bremsen wurden dann auf der Landstraße getestet, die ein ausgewachsener Schwan offensichtlich zu seinem neuen Revier erklärt hatte. Aber alles läuft perfekt.
Ein schlechtes Gewissen stellte sich dann erst da Heim ein - ich habe mein erstes, eigenes, treues, kleines, hübsches, viel gefahrenes, betagtes aber doch lieb gewonnenes Auto verkauft. Ausgeliefert an die Presse - an die Schrottpresse. Einfach so. Der Ersatzschlüssel auf dem Schreibtisch mahnte mich immer wieder. Aber manchmal ist ein Abschied eben notwendig und richtig. Trotzdem vermiss ich dich, mein kleiner Clio - ich hab dich geliebt, und wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen. Selbst ein Wildunfall konnte unserer Beziehung nichts an haben. Machs Gut!
Mit dem neuen, blauen Flitzer ging es heut das erste Mal nach Jena - und es fuhr sich super. Der Titelsong des Tages: "Hey - alles glänzt! So schön neu!" Peter Fox hört sich nun gleich doppelt so gut!

Freitag, 12. Juni 2009

Aufregend

Diese Woche war in jeglicher Hinsicht aufregend - sowohl positiv, als auch negativ. Sie begann aufregend mit Arbeit, ein wenig Stress aber auch sehr erfolgreich und schön. Das Depeche Mode Konzert hüllte Leipzig einmal mehr in Schwarz. Ich fühlte mich mit flatternden gelben Schaal und bunter Tasche ein wenig fehl am Platze, allerdings war ich ja zum Arbeiten da - und nicht zum Konzert schauen. Das Zapfen und Verkaufen war angenehm und ich durfte altbekannte Gesichter wiedersehn. Der Haken an der ganzen Sache war der nächste Morgen. Dieser tippte mir nämlich je näher er rückte immer heftiger auf die Schulter und erinnerte mich an das 2 stündige Referat, was ich um 8 in Jena halten sollte. Nach Arbeitsschluss, Aufräumen, Verabschieden, und Nachtfahrt fiel ich schließlich gegen 4 Uhr für 2 h ins Bett. Um 6 wurde ich vom Wecker und einer SMS der lieben Mama geweckt, die mir viel Glück wünschte und sich freue, dass ich heil wieder in Jena sei. Guten Morgen!
Aufgeregt, übermüdet und in der Hoffnung perfekt vorbereitet zu sein radelte ich zur Uni und....das Referat lief wie am Schnürchen. Es gab danach so gar Lob von den sonst so morgenmuffligen Studenten.
Somit war der erste große Kraftakt der Woche bewältigt. Nach komaartigem Schlaf wachte ich am Mittwochmorgen gegen 11 Uhr erholt, entspannt und zufrieden mit mir selbst auf - der Aufreger kam am Abend.
In einer Vorlesung ging es um die Prüfungsanmeldung, die hier in Jena über ein allseits bekanntes und verhasstes sowie fehlerbehaftetes Online-System namens Friedolin geregelt ist. Ich hatte das Glück, dass die Theologie da eh nicht mitspielt - und somit nur meine Deutschprüfungen über Friedolin anzumelden waren. Die Frist der online Prüfungsanmeldung ist nun vorbei und die angehenden Religionslehrer warteten auf die Liste für die Anmeldung bei der Dozentin. Wir wurden eines besseren belehrt - denn "Überraschung" - die Theologie möchte dieses Semester auch mitmischen im Kampf Mensch gegen Maschine. "Sie hätten sich also online anmelden müssen!" Ich hätte platzen können vor Wut - warum bitte werden wir dann nicht informiert? Wie kann ich mich denn jetzt noch nachtragen?
Ein Gremium entscheidet nun über einen Antrag, den ich gestern nicht ohne grummelnde Wutgedanken schrieb, ob eine nachträgliche Zulassung zu den Prüfungen noch gewährleistet wird. Na bravo! Ich muss also als Student um meine Prüfungen betteln.
Heute allerdings ist Freitag - das heißt nicht nur Wochendende, sondern auch eine Fahrt nach Berlin mit meiner Mitbewohnerin und einer weiteren Freundin. Es geht zu Peter Fox und zu Körperwelten. Positive Aufregung also, so kurz vor "Reiseantritt". Da ist schnell der Mittwochabend vergessen. Trotzdem eine sehr aufregende Woche.

Montag, 1. Juni 2009

Wer sich traut...

Mein gestriger Feiertag bestand mal wieder aus Arbeit. Eine Hochzeit zog im Dorf ihre Schatten und so wurde auch ich involviert. 65 Gäste wollen schließlich gut bewirtet und versorgt sein. Und es war eine schöne Hochzeit. Eine sehr schöne Braut in einem langen weißen, mit Pailietten verzierten Brautkleid, ein schick angezogener Bräutigam, in rosa Tüll gehüllte Blumenkinder, eine schön geschmückte Kirche, der Auszug aus der Kirche, die traditionelle gespannte Babysachen-Leine, welche dann mit stumpfer Schere zerschnitten wurde, natürlich erst nachdem das frisch getraute Paar sich bei den Dorfkindern freigekauft hatte, der traditionelle Baumstamm mit stumpfer Säge, Brautstrauß werfen, Hochzeitsauto mit Chauffeur und Blumebukett, Brot und Salz, ein liebevoll geschmückter Saal, kleine Giv-a-ways für jeden Gast, die Hochzeitstorte, das Hochzeitstorte anschneiden, es stiegen Herzluftballons mit lieben Wünschen in den Himmel, Tauben wurden in die Freiheit entlassen und zogen ihre Kreise, der Eröffnungswalzer, viele lustige, liebevolle, interessante und tolle Abendbeiträge der Gäste, alte Fotos, die Hochzeitszeitung......es war alles vertreten. Bis auf das Reiswerfen und das Schleierabtanzen wurden alle Traditionen befolgt. Und mir wurde wieder einmal klar - ich will das auch. Eine große, schöne Hochzeit. Vielleicht nicht jetzt sofort, aber irgendwann, mit dem Richtigen.

Freitag, 29. Mai 2009

Auf großer Reise in ferne Welten

Ich feiere Hochzeit mit Polly und Mackie Messer, lausche der Geschichte von Stopfkuchen, kämpfe mit Hildebrand, fahre mit Mutter Courage durch kriegserschütterte Landschaften und verkaufe, was noch zu verkaufen geht, spaziere durch Brand´s Heide und treffe auf Emilia, Edwin, Phillip, Susanna und Heinzchen in den Trümmern des Zweiten Weltkrieges. Jeden Tag eine andere, neue, manchmal mehr, manchmal weniger aufregende Welt, die sich mir offenbart. Ich arbeite mich fleißig durch die Heftchen und Wälzer, mit denen mich der nette Briefträger immer fleißig und zügig versorgt. Bis August muss ich das Tempo halten, werde ich weiter vorm Einschlafen, nach dem Aufwachen, im Seminar, in der Wanne, in der Vorlesung in der Bahn, auf dem Bett,vor dem Liebsten, auf dem Stuhl im Freien, auf der Wiese, neben meinem Hund, während des Essens und in jeder freien Minute lesen. Auf Zwang ein sehr kleiner Abriss deutscher Literatur- und Kulturgeschichte. Und trotzdem gefällt es mir. Es gefällt mir der Geruch eines neuen Buches, das Lesen der ersten Seiten, das erste Urteil fällen, die Mitte zu erreichen, das hineinversinken in die Geschichte, die Zeit, die Personen, das Gefühl wieder ein wenig gebildeter, wieder ein wenig geistig gewachsen zu sein, das Umschlagen der letzten Seiten, das Aufreißen des neuen Buches und das sichtliche Wachsen meiner kleinen Bibliothek. Das einzige Minus dabei plärrt mir mein Konto mit jedem Auszug entgegen - aber es ist ja für die Wissenschaft.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Zeit zu Bloggen

Es ist allerhöchste Zeit wieder zu bloggen. Jena ertrinkt im Tränenmeer des Himmels, grölende männliche Geschöpfe ziehen mit Bollerwägelchen und Drahtesel durch die Straßen und ich zerbrech mir den Kopf - Was soll ich berichten?
Ich hatte vor über Flaschenpaule einmal wieder zu schreiben. Ich begegnete ihm an einem warmen Nachmittag. Er stand da wie ein Abbild seiner selbst. Zunächst sah ich nur die schemenhafte Silhouette durch die tief stehende Sonne. Er starrte in die Saale. Menschen liefen an ihm vorbei, doch keiner schien ihn sonderlich zu mustern. Den Mann mit dem immer gleichen blauen Bauarbeiterhelm, der Absperrkette als Gürtel, dem Blaumann und dem, bis zum Rand mit Flaschen gefüllten Ikeabeutel. Ich war etwas perplex, dass er nun auch auf meinem "neuen" Heimweg anzutreffen ist. Jedes Semester einmal - Flaschenpaule.
Ich hatte auch vor über die stillen Örtchen der so hochintelligenten angehenden Denker, Juristen, Lehrer, Dozenten, Theologen und Ärzte zu berichten. Verspürt man doch den Drang nach, während oder vor einer Veranstaltung die Unitoiletten aufzusuchen, stellt man schnell fest, dass diese Örtchen weder still, noch angenehm sind.
Hat man die lange Schlange meist missmutig Dreinschauender überwunden und eine Kabine gefunden, kann man sich hier mit intelligenter Lektüre wie "Auch Hackepeter, wird Kacke später" oder "Nazis sind Fotzköpfe" u.ä. die Zeit versüßen. Dies lenkt allerdings nicht von den Klobrillen ab, die schon katastrophale Ausmaße annehmen. Man könnte meinen es fällt einigen schwer das nicht gerade sehr kleine Loch zutreffen. Andere Klobrillen sind wohl so alt wie die Uni selbst, denn es haben sich wohl Spurrinnen im Laufe der Zeit gebildet. Da drängt sich einem aufmerksamen Beobachter die Frage auf - welches intelligente Hinterteil ist so rau, das es die Brille zerkratzt? Wobei die Kratzer auch vom beliebten Jumbo-Rollen-Altpapier-Klopapier stammen könnten, welches eher unangenehm auf der Haut - oder sowieso alle ist. Sieht man über dies Hinweg, kann man auch den Muff und die öfters leeren Seifen- und Papierspender ausblenden. Alles also relativ.
Ich wollte auch über das Menschen-Beschauen auf dem Campus posten. Kam ich doch zu einem Seminar ,vor Aufregung vor der nahenden Zwischenklausur, viel zu früh in die Uni, hatte ich somit Zeit zum Sonnenbaden, chillen und Menschen beobachten. Es ist eigentlich erstaunlich, dass sich doch hier sämtliche Prototypen aus dem ehemaligen Abijahrgang in irgendeiner Form wieder finden lassen. Die Sportler, die Barbies, die Mathe-Freaks, die Infotypen, die Selbstfinder, die Ökos, die besonders Coolen - von und für jeden was dabei. Jeder bekommt bei mir seine eigene Schublade und ich frage mich beim Einsortieren, in welche ich mich selber einordne - wahrscheinlich zu den ganz Verrückten.
Der große Wasserguss ist vorbei. Es schneit wieder in Jena. Kleine, weiße, weiche Miniwölckchen schweben durch die Luft, setzen sich in Haaren, Kleidung und Bäumen fest. Schön anzusehn - aber lästig loszuwerden. Zum Glück sitz ich im trocknen Zimmer und kann das "Schneetreiben" durchs Fenster ansehn und mich einfach davon träumen.

Dienstag, 28. April 2009

Schön

Regen rauscht am Fenster, von fern nur noch einzelne Autos, die sich ihren Weg durch die Nacht bahnen. Ein wenig k.o. und zufrieden nach dem Sport, verliere ich mich noch ein letztes Mal in den weiten Welten der Literatur.
Die 3. Vorlesungswoche. Alles wieder beim "Alten". Langsam gewöhnt man sich an den neuen Plan. Langsam prägen sich die Zeiten und Räume ein. Langsam kommt alles wieder in Schwung. Einige neue Gesichter - viele alte bekannte. Leider vermisst man auch das ein oder andere. Trotzdem ist es schön. Es macht wieder Spaß, ist wieder chaotisch, aufregend, neu und doch schon eingespielt. Eben genau das, was ich mir erhofft hatte.

Mittwoch, 8. April 2009

Zahnweh

Nach einem wunderschönen sonnigen Wochenende in Jena mit Picknick, Erdbeeren, Fußball, Sonne, Kino und Grillen oder Braten ( wie man so schön in Thüringen sagt ), fand ich mich Montag auf dem grauen Zahnarztstuhl wieder und ehe ich mich versah war er raus - der Weisheitszahn.
Erst danach kam mir der Gedanke an eventuell schwindende Intelligenz. Ich hab noch ein paar Semester - da kann ich mir so etwas doch eigentlich nicht erlauben?!
Strahlender Sonnenschein und Sarah Kuttners erster Romanversuch, sowie ein Kühlakku brachten mich über den Rest des Tages und auf andere Gedanken.
Es wird tatsächlich Frühling - ja fast schon Sommer. Frau kann im Garten auf der Decke liegen, lesen und über Gott und die Welt nachdenken. Die letzten Tage der Semesterferien sind angebrochen und ab Dienstag geht er wieder los - der Unialltag. Friedolin (der gefürchtete Onlie-Platz-Vergabe-Programm) hatte erbarmen, meine gewünschten Kurse bekam ich. Die nun schon mythenumwobene und moosansetzende Praxissemesterfrage löste sich auch auf - für mich in Weimar. Ich werde also mein fünftes Semester in der Goethe- und Schiller- Stadt verbringen. Die Vorfreude kämpft in meinem Bauch wohl noch mit den Gegnern Angst und Aufregung, hat aber immer noch die Oberhand. Es hat auch noch ein Semester Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Gespannt was es mit sich bringt und in freudiger Erwartungen auf die Sommersemesterferien, die dank Praxissemester zwar kurz, aber sicher ereignisreich werden, werde ich am Montag wieder nach Jena aufbrechen. Auf ein Neues.

Donnerstag, 26. März 2009

Ein Graecum, Heike, Hilde, Sarah und Co

Nach langer schier endlosen Prüfungsquälerei habe ich nun wieder Zeit zum Durchatmen und Bloggen. Es ist vollbracht - ein Graecum wurde mit viel Sitzfleisch, Durchhaltevermögen, Beten und Bangen schließlich doch bestanden. Ich sah mich häufig "lost in translation", Platon wurde zum Feind erklärt und vor der Mündlichen Prüfung stand ich einem Nervenzusammenbruch nahe. Meine Lieblingsgriechin riet mir zum Schnaps, den ich dann doch erst nach bestandener Prüfung in Anspruch nahm. Nun bin ich also stolze Besitzerin eines Graecums. Endlich. Und so brachen auch für mich die Semesterferien an. Gleich mit einem vollgestopften Wochenende, denn die Büchermesse zog tausende Menschen in ihren Bann und auch mich verschlug es ins geliebte Leipzig.
Um meinem Brüderlein ein Gefallen zu tun und wieder etwas mit Wahlilmenauer Martin zu unternehmen, fuhren wir am Freitagabend ins Leipziger Kino. Man war sich zwar noch nicht einig über die Filmwahl - Hilde vs. eine Lesung von Sonja Kraus - aber man wollte spontan entscheiden. Das Brüderlein mit Freundin in einen anderen Film gestopft, standen wir reichlich außer Atem und eigentlich schon viel zu spät an der Kinokasse und entschieden uns doch für "Hilde". Ein gelbes Zettelchen am Filmplakat schrie uns freudig entgegen - "Heute mit Heike Makatsch, dem männlichen Hauptdarsteller, Regie und Produzent persönlich". Super. Noch vor einer Stunde telefonierte ich mit meiner liebsten Anne und stellte fest - "Wir gehn ja ins Kino, da ist es dunkel und es ist egal wie ich rumlauf". Ganz toll. Martin war im Gegensatz zu mir sofort aus dem Häuschen und in einer Welle der Euphorie drängelte er sich mit XL-Cola und Natchos in der anderen Hand zu unseren Sitzplätzen in der dritten Reihe vor. Dritte Reihe - ganz toll. Umplatzieren ging nicht - der Saal war voll und der Film begann. Nach den letzten Takten des letzten Liedes gab es Applaus und es schritten die Stars des Films herein. Presse und Kamerateam folgten. Lustiges Frage stellen begann und Martin war in seinem Journalistischem Element. Die dritte Frage plärrte somit ein, bis über beide Ohren grinsender, und aufgeregter Nachwuchsreporter neben mir in den Saal, sodass auch alle Kameras nun uns ins Visier nahmen. Klasse. Ich sank ein wenig weiter ins weiche Sitzpolster und versuchte mich unsichtbar zu machen. So schnell sie kamen - so schnell verschwanden sie und der Heimweg wurde angetreten.


Am nächsten Tag ging es dann weitaus besser angezogen zum Litpop - Der Literaturparty zur Büchermesse. Hier tummelten wir uns mit Sarah Kuttner, Gloria Grey (EX-Transe und Moderatorin), Benjamin Lebert, Olli Schulz und noch anderen Autoren und DJ´s im Neuen Rathaus. Der Abend war lang, anstrengend weil Sitzplatzmangel, interessant, literaturreich und lustig.


Und nach ein Mal schlafen kam dann auch der Liebste zu Besuch. Wieder zog uns Leipzig in seine riesigen Klauen, aber diesmal lockte der Zoo. Der anfängliche Nieselregen lies uns zum Glück nach dem Besuch des Aquariums auch in Ruhe und so liefen wir wacker jede Station und jedes Tierlein ab. Auch wenn die teilweise etwas träge in ihren Käfigen abhingen oder sich in der hohen Kunst des "Zuschauer-ignorierens-und-dabei-wie-ausgestopft-wirken" übten, zollten wir jedem einzelnen die nötige Anerkennung. Beim sündhaft teurem Essen in der African Lodge wurden wir schließlich noch Zeugen des Paarungsaktes der Straussen. Somit war auch der Zoobesuch ein teurer aber sehr gelungener Tag in der unifreien Zeit.
Nach einem Wochenende in Thüringen beim Liebsten sitze ich nun wieder in der Heimat und hüte Haus, Hof und Kinder. Vieeeel Zeit also um sich an die Hausarbeit zusetzen, die schon seit 3 Semestern darauf wartet, geschrieben zu werden.

Samstag, 21. Februar 2009

20

Ich bin alt. Ab heute ist es offiziell. Ich habe die 20 erreicht - jetzt bin ich groß. Sollte ich zumindest sein. Rief mir die liebe Sumsebiene Anne ins Gedächtnis, dass ich nun wahrscheinlich schon 1/4 meines Lebens hinter mir habe. Dazu gab es gestern zur Feier des Tages noch Benjamin Button im Kino. Da kann man schon nachdenklich werden - aber auf der Welle der Euphorie, hervorgerufen durch tausende Glückwünsche und viele Geschenke, konnte mir nichts die Laune verderben.
Mit den liebsten Wahlthüringern feierte ich in mein 20. Lebensjahr hinein. Unsere Wohnung platzte aus allen Nähten, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Mit Torte, Sekt, Nudelsalat, einem Bowlingausflug, Cuba Libre und einer großen Menge Humor rutschte hinein in die 20er. Reich beschenkt, zufrieden und kaputt vom Aufräumen und Abwaschen viel ich gegen halb vier ins Bett. Am nächsten Tag ging es in die Heimat, wo mich die Sumsebiene Anne und unsere liebste Wahlfinnin Frau Schü überraschten.
Alles in allem also ein sehr gelungener Geburtstag, wofür ich mich natürlich hier noch mal bei allen Gratulanten und Schenkern bedanken möchte. Ich hab mich riesig gefreut, und dank eurer Wünsche und Anti-Aging-Care- Pakete werde ich sicher noch eine Weile so jung und frisch bleiben.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Das Ende in Sicht

Irgendwo zwischen den weißen Flocken und den morgendlichen Nebelschwaden, zwischen verschiedenen mehr oder weniger schlauen Büchern, zwischen unterschriebenen und nicht unterschriebenen Veranstaltungsscheinen und mehr oder weniger sinnvollem Lernstoff ist das Ziel zu sehen. Zwar noch schwach - aber es ist da. Die heiß begehrten Semesterferien. Es ist wieder einmal Prüfungszeit. Die Bibliothek füllt sich nun täglich bis zum Rand. Noch schnell müssen ein paar Bücher gewälzt, letzte Mitschriften kopiert und sich noch einmal gegenseitig Mut zu gesprochen werden. Es gibt mittlerweile Menschen, die dort ein zweites zu Hause gefunden haben. Auch Experimente mit den Schließfächern wurden eifrig durchgeführt. Es passen Menschen hinein. Die ersten Prüfungen liegen hinter mir. Eine ist schon bestanden. Es fehlt also nicht mehr viel. Auf den letzten Metern ein letztes Mal Gas geben. Und irgendwo lauert auch noch das Graecum auf seine Opfer. Frau ist zwar angemeldet, rechnet sich allerdings keine großen Chancen aus, aus den Fängen der Philosophensprache heil zu entfliehen. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Immerhin schon ein guter Ansatz.
Zwischen durch heißt es Arbeiten und dem närrischen Volk die Kehlen befeuchten, den Liebsten nicht vernachlässigen, sich auf die Semesterferien und die liebsten Freunde freuen und natürlich immer einmal Ruhepausen mit den Lieblingskomilitoninnen. Ein Kaffee bzw. Cappucino geht schließlich immer. Und so geht das Semester dem Ende entgegen wie auch der heutige Post. Allen Leidensgenossen wünsch ich an dieser Stelle noch viel Erfolg bei anstehenden und ausstehenden Prüfungen - Augen zu und durch! Und notfalls gilt: Vier gewinnt!

Freitag, 23. Januar 2009

Die ultimative Lobhuddelei

Beim öffnen meines E-mail Postfaches ahnte ich noch nicht, was mich da erwartete. Der übliche Spam, Werbung und irgendwo dazwischen, zunächst unscheinbar, eine Mail einer meiner Lieblingskomilitoninnen ( gibt es diese Wort im Deutschen? ). Noch total gerührt und auf einer Welle von Euphorie schwebend muss ich sie hier einfach wiedergeben:


Hallo liebe Melanie,

so und nun bekommst auch du noch eine Mail.
Meine Wochenaufgabe lautet heute, meinen Mitmenschen zu sagen, was ich an ihnen schätze und jetzt bist du dran
also ich leg mal los…
Du bist das reinste Sonnenscheinkind. Immer gute Laune und immer ein Liedchen auf den Lippen.
Bei dir dauerts ne Weile bis dir ne Laus über die Leber läuft.
Dir ist nichts peinlich und du hast immer deinen Spaß.
Find ich voll cool…
Du hast deinen eigenen Stil und bist net so nen dummes Modepüppchen.
Du lässt gerne mal alle grade sein.
Du liebst deine Familie ziemlich doll, denn ansonsten würdste net jedes WE heimfahren.
Du bist für jeden potentiell langweiligen Abend (Theoball?) der absolute Hit-Spaß-Garant…
Alles Sachen die ich an dir schätze…
Wünsch dir noch einen schönen Abend…
LG
*******
Aber ein negatives hätt ich: Du trinkst keinen Alkohol, denn mit dir
würd ich gern des Abends mal ein Schnäpschen trinken… ;-)



Es ist schön, dass ich Menschen hier gefunden habe, die so über mich denken. Ich danke dir, meine Beste!

Dienstag, 20. Januar 2009

Tauwetter

Es taut. Nach Tagen der Kälte spürt man jetzt langsam die Händchen wieder auf dem Weg zur Uni. Die Zehen schmerzen nun auch nicht mehr. Der Schnee ist so gut wie passé und Jena versinkt wieder im matschgrau. Auch bei den Gemütern setzt das große Auftauen ein und so begannen am Wochenende gleich die sonst so verstaubten und für versteift gehaltenen Theologen mit dem Abschütteln der Wintersmüdigkeit. Der alljährige Theologenball stand fett im Terminplaner aller Feierwütigen. Wochen vorher waren die Fragen - Was ziehe ich an? Wo bekomme ich eine Maske her? und ganz wichtig Was werden die anderen tragen? Gesprächsthema Nummer 1. Ich kramte mein "altes" Abiballkleid heraus. War erfreut, dass es noch genauso passte wie "damals" und hatte die Klamottenfrage somit geklärt. Nur noch eine Maske....dachte ich zumindest. Zusammen mit Dorli, einer von mir sehr liebgewonnenen Komilitonin durchkämmte ich systematisch ganz Jena. Keine Maske entsprach dem Budget und der Vorstellung gleichzeitig. Kurzerhand wurde also gebastelt und das nicht einmal schlecht.
Der Ball war dann ein voller Erfolg. Seit langem stand ich wieder mal auf der Bühne. Endlich wieder Rampenlicht schnuppern, welches sich allerdings dann als die Leuchtstoffröhren einer Schulmensa herausstellte. Trotzdem war es schön. Dr. Jekyll und Mr. Hyde fanden anklang beim theologischen Publikum und der Abend endete feucht fröhlich. Einziges Vorkommnis - ich wurde von einer schlecht gekleideten und sehr dominanten Person der Küche verwiesen - aber es versteht nun wohl nicht jeder Humor.
Auch meine eigentlich eisernen Unimaxime tauten am Montag wieder auf. Die erste und dann auch die zweite Veranstaltung wurden sausen gelassen. Es war einfach schöner im Bett....in den Armen des Liebsten. Ein gemeinsames Früh- bzw. Spätstück überzeugte mich mehr als Altgriechsich und Modellinterpretationen.
Im Radio sagen sie es soll wieder kälter werden. Hoffen wir, dass die Herzchen der Menschen trotzdem nicht an Gefrierbrand leiden.

Freitag, 2. Januar 2009

The same procedure as every year...

Wir sind drin - im Jahr 2009. Adventszeit, Weihnachten, Ferien, Feiertage und Silvester vergingen mal wieder wie im Fluge. Schon sitzt frau wieder in Jena, bei grauem dunklen und eisigem Wetter - Zeit um nachzusinnen. Die Adventszeit verbrachte ich mit eigentlich allem - was so dazu gehört. Plätzchen backen, Plätzchen essen, dazwischen Arbeiten, Uni, zahlreiche Weihnachtsfeiern, gemütliche Mädelsabende, Geschenke kaufen, Nikolaus feiern, zum Studentenleben gehörende Party´s, Weihnachtsmarktbesuche und Vergleiche, wobei Erfurt eindeutig vor Jena und Leipzig den ersten Platz belegte, Familie, Freunde...und wie im Fluge kam und ging der Heilige Abend, sämtliche Krippenspielauftritte der jüngeren Geschwister wurden natürlich besucht, die Feiertage danach waren der Arbeit gewidmet und eh frau es sich versah, stand Silvester vor der Tür. Und mit diesem "Fest" die große Frage - Was macht man am Silvesterabend? - Mit wem wird gefeiert? und vor allem wo? Silvester wird eindeutig überbewertet. Jeder möchte noch die größte, beste und alkoholreichste Party geben, man möchte natürlich mit den wichtigsten Menschen feiern, jeder will noch einmal alle Register ziehen und Geld wird geradezu in die Luft geschossen um am nächsten Morgen in Fetzen eigenhändig von der Straße gekehrt zu werden. Allerdings muss man sagen, dass die Partys bei "unserer" Generation doch langsam ein wenig am einschlafen und abflachen sind. Der Reiz ist weg. Aber man hat sie alle mal wieder gesehen. Die alten Schulkameraden und Freunde. The same presidia as every year. Es war trotzdem schön. In den frühen Morgenstunden flogen dann auch noch Chinesische Lampions mit unseren Wünschen in den eisigen, klaren Himmel. Romantisch trotz Kälte.
Auf das es für alle ein erfolgreiches, gesegnetes, gesundes, glückliches und tolles Jahr 2009 wird bzw. schon ist!