Mittwoch, 8. Februar 2012

Dschungelabenteuer

Ich brüte über Herta Müller Texten und Theorien zum Metaphernverstehen, während sich draußen ein paar wenige Schneeflöckchen zaghaft ihren Weg durch die eisige Luft auf die Erde bahnen. Hoffentlich haben sich die Guten ein Hemdchen und lange Unterhosen unter ihr weißes Gewand angezogen, den Bauch nochmal mit Wintertee gefüllt und nicht nur zu den preiswerteren Deichmann-Stiefelchen, welche zwar hübsch anzusehen sind, allerdings aufgrund viel zu dünner Sohle und zu wenig Fütterung nicht Kälte geeignet sind, gegriffen. Wenn nicht, dann werden wohl selbst die extrem robusten, dicken Flocken einen Kälte-Schock bekommen, wenn sie mit den kleinen Füßchen die Erde berühren. Schlau sind dann die Flocken, die sich auf Nasenspitzen, Mützen, Lockenköpfe und Hunderücken setzten, da ist es sicher nicht ganz so eisig.
Zum Glück kriecht die Kälte nicht in mein Studierzimmerchen, der Zentralheizung sei dank. Hier schwirren auch keine Schneeflöckchen durch die Luft, sondern Gedankenfetzen und kleine Ideenteilchen, die den vielen Texten und Büchern entspringen, welche um mich her aufgestapelt sind, und darauf warten, geöffnet und gelesen zu werden. Ich hoffe, die guten Gedanken alle einfangen und behalten zu können und bahne mir mit Marker, Stift und Papier bewaffnet meinen Weg durch die endlosen Weiten des Wissenschaftsdschungels. Dabei scheint die Zeit wieder einmal gegen die Dschungelheldin zu laufen. Die Prüfungen rücken stündlich näher, und die dunkle Seite der Macht, welche tausend andere Aktivitäten vorschlägt, die frau lieber tun würde (Schlittenfahren, Eis laufen, den WSV auskosten, sich mit Einrichtungsideen für die neue Wohnung beschäftigen, Lesen und Tee trinken...die Liste ist endlos), zerrt ebenfalls an den Nerven. Doch zwischen dem wissenschaftlichen Blattwerk, den Ästen aus Modellen, den Theorien-Schlingpflanzen und Lianen bricht hier und da immer wieder ein Lichtblick herein, der ein wenig aufatmen und an das Ziel denken lässt - sich endlich aus dem Wissenschaftsdschungel zu befreien und sich aufzumachen zu neuen Ufern, eine neue Welt - "Schule" zu entdecken. Vor ein paar Jahren sehnte ich den Tage herbei, diese zu verlassen und nun möchte ich endlich dahin zurück - wie das Leben so spielen kann. 5 Jahre Studium reichen mir nun voll und ganz, das wird mir im Prüfungsstress wieder bewusst. Nachdem die Studentenfressenden Pflanzen: "Examensprüfungen", besiegt und überstanden sind, gilt es dann auch noch den Endgegner: die wissenschaftliche Hausarbeit zu besiegen. Am Horizont seh ich schon ihre Schatten und der Hausarbeits-Koller winkt ebenfalls mit einem breiten Grinsen von Weiten.
Da sitzt die Motivation doch eher wie ein kleines Häufchen Elend auf meinem Bettchen und schmollt. Sie verkündet mir stündlich einmal, dass sie auf das Ganze nun keine Lust mehr habe und gehen will. Zum Glück konnte ich sie doch noch immer wieder, in letzter Minute einfangen und sie überreden, sich mit mir durch den Urwald aus prüfungsrelevantem Wissen zu schlagen. Nicht sehr förderlich sind dann wiederrum die bösen, kleinen, dunklen Gedanken an die Lehrerbedarfsprognosen und an die Referendariats-Einstellungszahlen des Bundeslandes, welches sich selbst als grünes Herz Deutschlands bezeichent, allerdings für seinen Nachwuchs kein Herz beweist und die jungen Triebe schon vorzeitig stutzt, neue, begeisterte, hochqualifizierte und vor Kreativität sprühende kleine Pflänzchen im Keim erstickt und gar nicht erst bis ans Licht kommen lässt. "Beantragen Sie schon frühzeitig Hartz IV" - so erklärte man auf der Info-Veranstaltung zum Referendariat in Thüringen, "aber keine Sorge, sie haben ein Anrecht auf einen Referendariatsplatz, es kann eben ein Weilchen dauern, bis sie einen bekommen!". 5 Jahre Studium und dann ab in die Arbeitslosigkeit - solche Gedanken sind nicht gerade förderlich für die Motivation. Die Augen des kleinen Wesens füllen sich in solchen Momenten mit großen Kullertränen und zu ihr gesellen sich dann ganz schnell die unliebsamen Gäste: Wut und Frustration. Beide keine angenehmen Zeitgenossen. Ständig kämpfen und kabbeln sie miteinander, rufen Schimpfwörter, streiten sich und bringen mir alle guten Gedankenteilchen im Zimmer durcheinander, so dass ich von meinem Pfad durch den Wissensdschungel abkomme und ihn wieder neu finden muss, nachdem ich die beiden Quälgeister vor die Tür, in die eisige Kälte gesetzt habe. Da können sich die Gemüter abkühlen und sie stören mich nicht mehr.
Die weinende, und in sich zusammengesackte Motivation nehme ich dann, drück sie und wisch ihr mit einem Taschentuch die Nase trocken. Danach rede ich ihr gut zu, bis ihre Augen wieder ein wenig von dem leuchtenden, glänzenden eifrigen Schimmer bekommen, und erinnere sie daran, dass bald der Umzug bevorsteht, die neue Wohnung Gestalt annimmt und ab April der Liebste jeden Tag in der Nähe ist. Da bekommt die kleine Motivation wieder rote Wangen, klimpert mit ihren Äuglein und ist schon fast wie vorher. Und zum Schluss nehme ich sie an der Hand, geh mit ihr ein Stückchen durch den herrlich winterlich verschneiten Park und trink danach mit ihr eine schöne heiße Tasse Kaffee, da wächst die Kleine wieder über sich hinaus, bekommt neuen Schwung und ist doch recht zufrieden mit sich und der Welt.

Montag, 19. Dezember 2011

Mit großen Schritten...

Es geht voran! Wir sind nun nicht mehr "nur" Wohnungsbesitzer, sondern auch stolze Ofen- und Küchenbesitzer. Der Bau macht Fortschritte und während der Großteil der Menschen wohl an den Adventswochenenden und in den dazwischen liegenden Wochen ihre Zeit in Plätzchen backen, Glühwein trinken und Weihnachtsmarktbesuche invenstiert (hat), waren wir fleißig. Statt gemütlicher gemeinsamer Weihnachtsbäckerei - gemeinsames Abreißen und Schutt schleppen. Statt der gemeinsamen Fahrt auf einen der zahlreichen Weihnachtsmärkte - eine gemeinsame Fahrt nach Hessen mit erfolgreicher Küchendemontage und Rücktransport ins schöne Thüringen. Und statt uns durch zahlreiche Kaufhäuser mit hundert anderen Weihnachtsshoppern zu drängeln, immer auf der Jagd nach dem besten, originellsten und einzigartigsten Geschenk, tummeln wir uns regelmäßig in großen und kleinen Baumärkten.
Frau kennt sich nun aus - mit Zagen und Türen, mit Ofenrohren, Laminatböden, Fliesen, Mörtel, Putz, Kleber und Co. Mittlerweile habe ich sogar einige Preise intus - denn der fleißige Häuslebauer muss schließlich vergleichen auf der steten Suche nach der günstigsten aber auch praktischsten Lösung. Und das oberste Motto lautet: Einfälle statt Abfälle!
Schaffen wir es dann doch nach einem "Tag auf dem Bau" einen Film zu sehen oder durch das vorweihnachtliche Fernsehprogramm zu zappen, so kommentieren wir dann meist gegenseitig die dort im Hintergrund auftauchenden Wohnungen, Küchen, Inneneinrichtungen, Fußböden - also sämtliche Requisiten, welche uns selbst auch gefallen würden oder eben nicht. Es lässt einen eben einfach nicht los.
Unter der Woche zerrt dann die Uni an den restlichen Nerven und Gedanken, welche sich nicht ums Bauen kreisen. Der Berg an Literatur für die Examensvorbereitung nimmt von Woche zu Woche eher mehr zu als ab und so scheint er in den kleinen Bergsteigpausen immer wieder unbezwingbar. Da ist durchhalten angesagt, auch wenn der Gipfel nicht immer in Sicht ist, aber die Vorstellung von der Aussicht auf dem Gipfel, die auf ein Ende der ewigen Lernerei - zumindest vorerst- blicken lässt, ist immer wieder ein neuer Antrieb.
Aber wenn frau dann am späten Nachmittag oder am Abend von der Uni oder Bibliothek wieder nach Hause eilt, weil dort schon der Schreibtisch mit einem neuen Stapel Texten und Büchern, welche alle gelesen werden möchten, ruft, dann sind die Schwippbögen und Weihnachtsdekorationen in den Fenstern erleuchtet und vom Markt her weht der Weihnachtsgeruch aus Glühwein, gebrannten Mandeln, Waffeln, Kakao und Zuckerwatte um die Nase und dann weihnachtet es doch schon sehr.

Sonntag, 13. November 2011

Das große Krabbeln

Als ich nach Hause komm, sitzt ein hoch konzentrierter und zugleich aufgeregter kleiner Bruder am Küchentisch. Vor ihm auf dem Tisch liegt eine Streichholzschachtel, welche er unentwegt fixiert und beobachtet, als könnte sie jeden Moment wegrennen oder verschwinden. Ich überlege, wie lang er dort schon so sitzen mag, und frage ihn, was es denn mit der Schachtel auf sich hat. Von seinem kleinen Schatz schaut er nur kurz hoch, blinzelt mich durch die Gläser seiner Brille an, und erklärt mir dann stolz: "Da sind zwei Kellerasseln drin!"
Schon der Gedanke an diese Tierchen lässt mich nicht gerade in die Luft springnen. Er jedoch freut sich wie Bolle über seinen "Fang". Er habe in der Schule die Aufgabe bekommen Kellerasseln für den Sachkundeunterricht mitzubringen und habe sich gleich nach der Schule auf die Suche gemacht. Am Sandkasten in der alten Spielzeugtruhe, die nun, da alle Kinder langsam zu alt für das Buddeln sind, langsam verrottet, sei er fündig geworden. Zwei Stück konnte er gleich mit bloßen Händen fangen. Der Gedanke daran, die Krabbeltiere mit den Händen zu fangen löst ein leichtes Eckelgefühl in mir aus, aber ich möchte ihm seinen Fund nicht vermiesen.
Nun sind diese Kellerassel ja sehr klein und flach, was für das Brüderlein zum Problem wurde, denn die Streichholzschachtel entpuppte sich als eher ungünstiges Aufbewahrungsmittel. Die Tierchen versuchten beständig an den beiden Seiten herauszukrabbeln. Deshalb musste dieses Gefängnis also unter ständiger Bewachung stehen, so erklärte er mir.
Nach dem wir die Tiere in eine leere Cremedose umgesiedelt hatten, diese mit einer leicht eingeritzten Klarsichtfolie versiegelten, um Luft und Licht zu sichern, mussten die neuen Haustiere auch mit am Abendbrot teilnehmen.
Am nächsten Morgen musste der kleine Bruder leider einen Todesfall feststellen - eine Assel hatte die Nacht nicht überlebt...sicher die Aufregung oder sie wollte die Schule schwänzen. Am liebsten wäre er gleich noch vor dem Gang zum Schulbus nach draußen gestürmt und hätte eine Neue geholt. Nach reichlich Überredungskunst beließ er es aber dann bei seinem noch lebenden Exemplar, ließ auch das Glas weiterhin versiegelt und ging zur Schule.
Freudig erzählte er dann am Nachmittag, dass gar nicht so viele Klassenkameraden Kellerasseln mitgebracht hatten und er für seine Mühen gelobt wurde. Außerdem war die Aufgabe, die Beinchen der Kellerasseln zu zählen - und da habe er leichtes Spiel gehabt, denn die tote Assel hielt wenigstens still.

Dienstag, 8. November 2011

Baby-Boom

Auf dem Weg zur nächsten Vorlesung führte mich mein Weg heute Mittag quer über den Campus dem Uni-Komplex entgegen. Dieser Weg ist um die besagte Zeit nicht ganz so unbeschwerlich und einfach, wie er sich vielleicht anhören mag, denn Mittagszeit bedeutet Mensa- und Raucherpausezeit und somit platzt der sonst so triste, graue und mit Schrott-Skulpturen verzierte Platz zwischen Unigebäuden, Bürokomplexen und der Mensa aus allen Nähten. Hunderte Stundenten tummeln sich im Freien und die letzten Meter bis zu einer der Eingangstüren werden so zum Menschen-Hürden-Lauf. Doch daran gewöhnt man sich und nach 8 Semestern meistert man diesen Lauf mit Bestzeiten und seiner ganz individuellen Strategie - Tür fixieren, Lücken suchen, durchschlüpfen und nicht weiter beirren lassen und auf gar keinen Fall den Blick lange durch die Menge schweifen lassen wenn man in Eile ist, denn sonst erblickt man garantiert ein oder mehrere bekannte Gesichter und schwupps, schon rückt die Tür wieder in weite Ferne. Also dann doch eher - Augen zu und durch.
Was mir heute ins Auge sprang - oder eher rollte, dass waren allerdings nicht bekannte Gesichter, sondern Kinderwagen. Gleich acht Kinderwagen in einer Kolonne und die passenden Muttis und/oder Vatis dazu. Seelenruhig steuerten sie, vergnügt und gut gelaunt schnatternd auf den Mensaeingang zu, von den restlichen Studenten kaum beachtet. "Mutti-sein" oder "Vati-sein", so scheint es mir, ist in letzter Zeit wieder im Trend. Immer und überall, sei es auf dem Weg zur Uni, beim Einkaufen im Supermarkt, beim Bummeln in der Stadt oder von meinem Bürofenster aus sehe ich Frauen mit Schwangerschaftsbäuchen, Kinderwagen, Kindern in Tüchern um den Bauch gewickelt, im Kindersitz im Auto, allein, zu zweit, mit Partner oder Freundin. Da bekommt die herbstliche Jahreszeit fast etwas Frühlingshaftes.
Auch im Freundes- und Bekanntenkreis - das Thema Baby oder Kinder ist hochaktuell. Die ersten Zähnchen, die ersten Worte und Schritte, Windelsorten, Elternratgeber und Co. sind zur Zeit beliebte Gesprächsthemen. Ich kann (leider) noch nicht mitreden, mich nur an meine kleineren Brüder und deren Aufzucht erinnern, bin mir aber sicher, dass die Zeit, in der ich mich mit solchen Sachen befassen darf, kann und will noch früh genug kommt. Davor beschäftige ich mich lieber mit dem Nestbau, den Examensprüfungen und geh mit dem Thema für meine Examensarbeit erst mal ein wenig "schwanger", wie es eine Dozentin immer so schön auszudrücken pflegt. Und nebenbei schau ich mir das Elternwerden und -sein eben noch aus der Ferne an und übe mit dem liebsten Patenkind.

Montag, 7. November 2011

Der erste Durchbruch

Die Arbeiten in der Wohnung haben begonnen und der erste Durchbruch ist geschafft...




Nein, es handelt sich hier nicht um Geschenkpapier, sondern um die jetztige Tapete - so alt, und überladen, dass sie schon wieder Kult ist...

Und unter den alten Teppichen - ein Stück Zeitungsgeschichte!




Mittwoch, 2. November 2011

Von Öfen und Grundrissen

Das Wochenende blieb zur Hälfte irgendwo auf der Straße zwischen dem Thüringer Wald, dem Rennsteig, der Rhön und Fulda, und verflog am schließlich Sonntag und Montag mit den bunt gemalten Herbstblättern und den klebte mit seinem letzten Zipfel noch am Reformationsbrötchen. Kurzum - es war viel zu schnell vorbei.
Die Reise ins herbstliche Hessen quer durch Thüringen machten der Liebste und ich um den "Ebay-Ofen" abzuholen. Die ganze Sache war trotz guter Planung von unserer Seite aus, dann dank der Planung des Verkäufers sehr nervenaufreibend und anstrengend, denn fährt man schon so weit, dann erwartet man auch einen ordentlichen Empfang und einen schönen Ofen.
In einem beschaulichen kleinen Örtchen bei Fulda angekommen, fanden wir uns dann eine Stunde später aber allein, hinter einer riesigen Lagerhalle auf einem ehemaligen Aussiedlerhof wieder, wo wir unseren Ofen - bzw. die einzelnen Kacheln und Steine - selbst zusammenlasen und puzzelten. Nach zwei Stunden und einigen Telefonaten, hatten wir unseren Kauf im Hänger und dem Auto verstaut, das Geld einem zufällig angetroffenen, etwas zwielichtig wirkenden Sohn des Verkäufers, welcher auch zu später Stunde durch Abwesenheit glänzte, in die Hand gedrückt und traten die Heimreise an, mit einem Bauch voll mulmiger Gefühle und Enttäuschung. Die erste Ebay-Erfahrung - in den Stunden der Rückfahrt war sie eher ernüchternd.
Am nächsten Tag bei Sonnenschein und näherer Betrachtung, sah die Sache - oder besser gesagt der Ofen - dann doch gleich viel freundlicher und anders aus, und nach eingehender Kontrolle und Prüfung durch die elterlichen Augenpaare, wurde das Erstandene und mühsam Angeschaffte doch als gut und preiswert empfunden. Nun muss das gute Stück also "nur" noch einen Platz in der neuen Wohnung finden.
Am Sonntag dann das nächste große Ereignis - Elternzusammenführung. Ein wohl wichtiger und aufregender Schritt. So machten sich also meine Eltern auf in die Thüringer Berge und Wälder, um das Örtchen, die Wohnung und vor allem die Familie kennen zu lernen, von der die Lieblingstochter nun schon so lang erzählt und wegen der sie so selten nur noch in der Heimat ist. Der Liebste war im Vorfeld wohl am aufgeregtesten. Machte sich Sorgen über dies und jenes, über den Ablauf des Besuchs, über die vorzuführende neue bzw. eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr alte Wohnung und über den ersten Eindruck, welche seine Familie hinterlassen würde. Doch so schnell der Besuch näher rückte, so schnell war er schon wieder um, und wir fanden uns beide winkend und erleichtert am Hoftor wieder. Wieder ein entscheidenden Termin gemeistert.
Danach war das restliche Wochenende auch im Nu um. Wir betätigten uns als Innenarchitekten und entwickelten die verschiedensten Varianten und Möglichkeiten, zeichneten zum gefühlten hundertsten Mal den Grundriss, und wägten unsere bautechnischen Fähigkeiten und Kräfte und das Budget ab. Doch wer die Qual hat, hat die Wahl, und so schwirren mir immer noch die unterschiedlichsten Möglichkeiten durch den Kopf, schleicht sich zugleich heimlich immer auch ein bisschen Angst vor dem Umbau und ein wenig Zweifel über die Entscheidung durch den Bauch, doch schließlich schafft es das Herz immer sich durchzusetzten und mich optimistisch zu stimmen. Das wird schon - irgendwie.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Was bisher geschah - eine Zusammenfassung

Es ist eine halbe Ewigkeit ins Land gegangen seit dem letzten Post. Mein treuer Freund der Blog hat sehr gelitten. Machte sich in mir auch immer mal wieder der Willen breit, etwas Neues zu schreiben, so fehlte doch immer wieder die Zeit oder die nötige Muße um den, nach Informationen, kreativen Ergüssen, Sätzen, Wörtern oder Buchstaben schreienden Blog weiterzuführen. Irgendwann kamen mir auch Gedanken an das Löschen und virtuelle Ermorden des Blogs, aber dazu liegt er mir doch zu sehr am Herzen. Nun kam der entscheidende Stein des Anstosses dann am vergangenen Wochenende von meiner lieben Freundin und 'Vielleicht-Schwägerin', die mich wegen meiner Nachlässigkeit und mangelnden Blogführung, sowie dem fehlenden Fleiß schimpfte - wie das eine zukünftige Lehrerin nun mal so tut.
Also - da bin ich wieder, zurück im Bloggerleben, und ich hoffe, ich schaff die durchschnittliche Zahl der Posts eines Monats ein wenig erhöhen zu können. Wir werden sehen!
Es ist viel passiert in der verstrichenen Zeit. Vor allem die Uni hat mich voll in Beschlag genommen, denn die Examensprüfungen lagen bzw. liegen an. Der erste Teil ist nun zum Glück schon mit viel Mühe, Arbeit, schlaflosen Nächten und zittrigen Händen überstanden und sehr gut bestanden. Dementsprechend war der Sommer mehr dem Lernen gewidmet, als dem Erholen und Faulsein. Zurückgezogen in meinem Kämmerlein wühlte ich mich durch die Standardwerke der Lektürelisten, dachte mich in zahlreiche kluge und weniger kluge Modelle, Theorien und Ideen, traf mich mit den wichtigsten Köpfen der Religionspädagogik, Literatur, Theologie, Kirchengeschichte, saß zum Kaffee mit Karl dem Großen und zum Abendbrot mit Franz Kafka am Tisch und verabredete mich für den kommenden Tag mit Klafki oder Hans Aepli. Der Koller und die Verzweiflung, diese alten Bekannten, zogen kurz vor den Prüfungen nun auch wieder bei mir ein und vergnügten sich auf meine Kosten. Dabei waren sie ein paar der wenigen sozialen Kontakte während dieser Zeit, denn es viel schwer aus dem Bücherlabyrinth und dem Blätterwald wieder zu entrinnen und sich einen Weg nach draußen zu bahnen. Fand ich einen, so führte er entweder geradewegs in die Bibliothek oder doch mal wieder für ein viel zu kurzes Wochendende zu den Eltern oder zum Liebsten.
Doch, die Prüfungen kamen und gingen vorrüber, viel schneller als ich es mir ausmalte und auch viel unbeängstigender als zuvor angenommen. Nach jeder der Prüfungen gab es auf dem Weg nach Hause einen riesen Platsch auf der Saalebrücke, und die zentnerschweren Steine fielen vom Herzen direkt in die Saale.
Nach den Prüfungen wurde mit letzter Kraft noch eine letzte ausstehende Hausarbeit eher halbherzig zusammengeschrieben und dann gab es doch noch eine Woche lang und heiß ersehnten Urlaub mit dem Liebsten in Italien. Es war wunderschön, erholsam, leider viel zu kurz und für unseren Geschmack auch viel zu heiß. Bei 39° C im Schatten machte sogar die Klimaanlage im Auto schlapp. Sie quälte sich den letzten kalten Atem aus dem Leib, doch die Sonne war stärker und heizte unser Gefährt so auf, dass selbst die gute Klimaanlage nach einer kühlen Brise bettelte. Trotz dessen brachte uns das Auto bis nach Verona, wo wir uns in Kultur übten und auf Romeos und Julias Spuren wandelten. Der vermeintliche Julia Balkon, und vor allem der Innenhof des Anwesens, hat allerdings sämtlichen Charme und alle Romantik schon durch den, mit ausgekauten Kaugummis von Generationen von Touristen dekorierten Torbogen verloren und erst recht durch die Menschenmassen, welche sich in den Innenhof drängten, von denen die Hälfte, wohl aus jugendlichem Übermut oder Nervenkitzel, die Brüste der Julia Statue reiben mussten. Arme Julia, armer Romeo!
Alles in allem war die Italienreise aber sehr schön und viel zu schnell fanden wir uns auch schon wieder auf der Brennerautobahn gen Heimat wieder, welche wir auch ohne grünen Trabbi passierten.
Und dann, ja dann war der Sommer auch schon fast vorbei, es folgten Geburtstage, kleinere und größere Festlichkeiten, es gab auch Silberhochzeiten und Taufen und so kann ich an dieser Stelle auch Stolz berichten, dass ich nun Patentante bin.
Dann waren die Semesterferien fast vorbei und weil sich ja sonst nichts Schöneres anbietet, ließ ich mir noch die Weisheitszähne ziehen. Eine Erfahrung, die ich niemanden Wünsche - vor allem aufgrund der für meinen Geschmack viel zu lange dauernden Genesung und viel zu dicken Wangen. Mit dem Abschwellen der Hamsterbacken, rückte flux das neue Semester und der Vorlesungsbeginn näher und nun sind schon wieder zwei Wochen Uni fast geschafft.
Das letzte richtige Semester und die letzten 4 Examensprüfungen liegen also vor mir. Nebenher erledige ich als Hilfskraft anfallende kleine Arbeiten für einen Professor, und sitze somit zur Zeit nun öfter in der Bibliothek in einem kleinen Büro und digitalisiere alte Bücher und Zeitschriften zum Wohle der Allgemeinheit und Studenten, welche dann leichteren Zugriff via Internet darauf haben. Nebenbei lerne ich die Bibliothek so von einer ganz anderen Seite kennen, denn hinter den Bücherreihen und Regalen, tun sich dort zahlreiche verschlungene Wege und Pfade auf, die für mich noch alle gleich aussehen und mich jederzeit zu verschlucken und nicht mehr herzugeben drohen. Doch mit jedem Arbeitstag wird es besser und irgendwann werde auch ich so gelassen und weltmännisch durch die Flure huschen, wie es die zahlreichen anderen Mitarbeiter tun, welche ich vorher nie in solch großer Zahl im Hinter- und Untergrund der Bibliothek vermutet hätte - es ist wirklich ein sehr weites Feld.
An den Wochenenden zieht es mich beständig zum Liebsten und somit in ein kleines, idyllisch anmutendes und leider etwas abgelegenes kleines Dörfchen irgendwo tief im Thüringer Wald an der Grenze zum Frankenland. Mittlerweile sind mir langsam die Sitten und Bräuche, Festlichkeiten und Menschen dort vertraut, sodass ich den Schritt wage, dort mit dem Liebsten ein Nest zu bauen.
Durch Verkettung von Umständen haben wir eine freie, alte Wohnung bekommen und sie zu unserem Projekt gemacht. Somit wird der Winter dieses Jahr nicht nur von Glühwein- und Plätzchen-Geruch erfüllt sein, sondern auch von Bohrgeräuschen, Hämmern, Baustaub und echtem Männerschweiß....oder so. Den Kachelofen haben wir auf jeden Fall schon, denn letzten Sonntag machte ich meine erste und gleich erfolgreiche Ebay-Erfahrung und nun muss das gute Stück nur noch geholt werden. Ich bin gespannt, ob sich dieses Schnäppchen auch nicht als Kuckucksei outet, und somit das erste Inventar und Herzstück unserer gemeinsamen Wohnung wird. Das kommende Wochenende wird es wohl zeigen - bis dahin, abwarten und Tee trinken.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Jahreswechsel

Auf meinem Heimweg stolperte ich gestern über das erste, etwas ramponierte und gequält drein schauende Tannenbäumchen. Man hatte es wohl einfach auf dem Gehweg zur Entsorgung deponiert. Damit ist Weihnachten wohl bei den Meisten offiziell vorbei. Das Tannenbäumchen war enttäuscht und nicht erfreut über sein Schicksal - da hat man es am 23. noch herausgeputzt, bewundert, gelobt, gepflegt und erstrahlen lassen und 2 Wochen später ist es schon wieder Balast - Abschmücken, Wegräumen und Entsorgen machen Arbeit. Aber man will ins neue Jahr durchstarten und da muss das Alte weg, auch wenn Weihnachten doch eigentlich noch nicht ganz vorbei ist....Da ist frau nun drin im neuen Jahr. Mit dem Vorsatz, vielleicht wieder mehr zu bloggen, wenn es die Zeit zulässt. Der Rutsch ins Neue verlief ruhig. Mit dem Alter verliert wohl auch Silvester seinen Reiz. Bereits um 22 Uhr wäre ich schon am liebsten ins Bett gekrabbelt und bis um 0 Uhr hielt ich mich mit Brettspielen wach. Um 3 Uhr dann endlich das langersehnte Bettchen. Der Tag danach - Extrem-Couching. So wenig wie möglich bewegen, so wenig wie möglich Anstrengungen auf sich nehmen. Und schwup-di-wupp, eh frau sich versah war schon wieder Montag, waren die Ferien schon wieder um, rief die Uni wieder, saß man wieder im Hörsaal und zählt die Wochen bis zu den Semesterferien. Weihnachten und die Familienzeit ist wieder viel zu schnell verstrichen und die Woche bis Silvester ebenfalls. So dachte wohl auch das kleine Tannenbäumchen. Im Vorbeigehen wünschte ich ihm gedanklich noch alles Gute für seine letzten Tage, träumte noch ein Mal den vergangenen Weihnachtstagen hinterher und genoss dann aber die Sonnenstrahlen, welche sich gestern den Weg durch die Wolken bahnten. Auf ein Neues!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Da fängt der Tag gut an....

Vom Weckruf meines Handys wache ich auf. Versuche erstmal ohne Augenaufschlag das immer noch plärrende Handy zu erreichen - ja - gleich - rumms....die kunstvolle Handy-auf Buch-auf kleinerem Buch-auf Tablettenschachtel-Konstruktion, welche ich gestern Abend wohl noch schlaftrunken gebaut haben musste, gibt jetzt der Erdanziehungskraft nach. Mist. Und immer noch singt es. Na wenn ich jetzt nicht noch meine Nachbarin mitgeweckt habe. Die Augen haben sich inzwischen nun auch geöffnet, das Chaos betrachtet und den Reflex - Steh auf! - ans Großhirn gesendet.
Schlappe noch benommen aus dem Bett, stelle Handy aus und lege die Bücher wieder an Ort und Stelle. Nächster Gedanke - duschen, möglichst schnell. Klappt auch erstmal ganz gut, bis ich versuche mit Schaum in den Haaren und Augen den Duschkopf an der Wand aus seiner Halterung zu lösen und.....Klatsch! - das Duschbad kracht von seinem Thron in die Tiefen der Duschwanne. Naja, jetzt hast du wohl auch noch deine Mitbewohnerin geweckt. Sehr schön! Wenn ich so zeitig raus muss, können die anderen ruhig Anteil nehmen.
Nach der Anzieh-Haare-machen-eincremen-Mensch-werden-Prozedur, schnell auf Nahrungssuche. Erdbeeren mit Joghurt stehen zur Zeit auf meinem allmorgendlichen Speiseplan. Ist auch alles fix zusammengeschnippelt und Verzehr fertig, doch wie sollte es anders sein - gleich der erste Löffel trifft irgendwie nicht ganz den Mund, die Erdanziehungskraft tut ihr Übriges dazu und - Rums! - der Mist liegt auf dem frisch gewaschenen Röckchen. Super. Okay, ruhig bleiben - schnell auswaschen mit kalten Wasser - das sieht schon keiner.
Während des weiteren Essens auf einmal ein Geräusch, was nicht in mein Zimmer gehört - sssssrums----ssssssrummms----sssssrums! Die Ursache: ein Motschekiepchen, wie süß. Das macht gleich wieder bessere Laune. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Ding muss raus. War ja ganz schön dich zu sehen, Kumpel, aber mein Zimmer ist zu klein für uns beide! Klettere auf einen Stuhl am Fenster und versuche mit einer Hand, weil in der anderen immer noch der Joghi-Löffel umklammert wird, Karl den Käfer einzufangen aber nicht zu zerquetschen. Dabei stoße ich gegen einen Kaktus, der sich zu weit an den Fensterbrettrand hervor gewagt hatte und - Plumps! - Kaktus mit samt Blumenerde verteilt sich auf Stuhl und Boden. Ganz toll. Hole Kehrschaufel und Besen. Beseitige die Spuren und über mir höre ich nun ein leises Kichern. Karl der Käfer schaut mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an und wünscht mir einen guten Morgen.

Und es war Sommer...

Nach endlos langem, grauem Regenwetter hat es der Sommer nun wohl doch geschafft - er ist da. Endlich.
Und mit der Sonne kommt auch die gute Laune zurück. Die kleinen Endorphin-Mädchen mit ihren lustigen Zöpfen und bunten Kleidchen tanzen durch den Körper und meine Gedankenmännchen mit ihren Ideenköfferchen sausen wie wild hin und her, stoßen hier und da auf die schlafenden Erinnerungen, die sich dann auch an dem wuseligen Treiben beteiligen und mit in die Gefühls-und Gedankenachterbahn springen. Alles tobt, tanzt, feiert - alles ein großes Sommerfest der guten Laune.
Da fällt es freilich schwer die Konzentration für die Uni zu finden - Ruhe und Ordnung im Hirnkästelchen zu schaffen, brav und still im Hörsaal Platz zu nehmen und nicht durch die viel zu überfüllten Parkwiesen zu toben.
Es ist aber Land in Sicht - die Uniarche nähert sich langsam aber sicher ihrem Zwischenziel: Semesterferien. Nicht nur die Temperaturen erreichen langsam aber sicher den Siedepunkt, auch die Fahrt über die Wissensmeere nähert sich dem Höhepunkt. Es heißt also nochmal die letzten, vernünftigen Gedankenmännchen zusammentrommeln und aus den Ideenköfferchen ein paar hilfreiche Ideen für Referate, Hausarbeiten, Prüfungen und Co herauszukramen. Das fällt nicht immer leicht.
Die gute Laune bleibt aber trotzdem treu an meiner Seite. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dem blonden Wuschelkopf voll glitzernder Spangen und Klämmchen und der lustigen, immer anders leuchtenden Latzhose stiefelt sie neben mir her durch die Stadt, welche in den letzten Tagen gar nicht mehr weiß, wo hin mit all den Menschen, denn "überall regt sich Bidlung und Streben - alles will sie mit Farbe beleben...."
Gestern bin ich geflüchtet - das war selbst der guten Laune zu viel, zu viel von allem.
Überall Menschen, Menschen und noch mehr Menschen - Eis essend, Sonne tankend, Kaffee trinkend, einkaufend, sitzend, stehend liegend, nach Schweiß oder zu viel Deo riechend, klebend, schwitzend, schwatzend, singend, laufend,fahrend und fotografierend. Da half nur die Flucht ins heimische Nest. Dann lieber einen Blick von oben auf die Stadt werfen, und alles aus sicherer Ferne beobachten. Die Beobachtungen ergaben dann leider auch - mit dem Sommer kommt hier offensichtlich die Freizügigkeit und der schlechte Geschmack. Viel zu kurze Röcke, Hosen, Kleidchen oder Stofffetzen bei zu starken Beinen, Bäuchen, Oberweiten. Viel zu wenig Stoff für zu viel Körper. Viel zu viel Selbstbewusstsein bei manchen Leutchen. Oder vielleicht auch viel zu viel Prüderie bei mir?