Mittwoch, 2. November 2011

Von Öfen und Grundrissen

Das Wochenende blieb zur Hälfte irgendwo auf der Straße zwischen dem Thüringer Wald, dem Rennsteig, der Rhön und Fulda, und verflog am schließlich Sonntag und Montag mit den bunt gemalten Herbstblättern und den klebte mit seinem letzten Zipfel noch am Reformationsbrötchen. Kurzum - es war viel zu schnell vorbei.
Die Reise ins herbstliche Hessen quer durch Thüringen machten der Liebste und ich um den "Ebay-Ofen" abzuholen. Die ganze Sache war trotz guter Planung von unserer Seite aus, dann dank der Planung des Verkäufers sehr nervenaufreibend und anstrengend, denn fährt man schon so weit, dann erwartet man auch einen ordentlichen Empfang und einen schönen Ofen.
In einem beschaulichen kleinen Örtchen bei Fulda angekommen, fanden wir uns dann eine Stunde später aber allein, hinter einer riesigen Lagerhalle auf einem ehemaligen Aussiedlerhof wieder, wo wir unseren Ofen - bzw. die einzelnen Kacheln und Steine - selbst zusammenlasen und puzzelten. Nach zwei Stunden und einigen Telefonaten, hatten wir unseren Kauf im Hänger und dem Auto verstaut, das Geld einem zufällig angetroffenen, etwas zwielichtig wirkenden Sohn des Verkäufers, welcher auch zu später Stunde durch Abwesenheit glänzte, in die Hand gedrückt und traten die Heimreise an, mit einem Bauch voll mulmiger Gefühle und Enttäuschung. Die erste Ebay-Erfahrung - in den Stunden der Rückfahrt war sie eher ernüchternd.
Am nächsten Tag bei Sonnenschein und näherer Betrachtung, sah die Sache - oder besser gesagt der Ofen - dann doch gleich viel freundlicher und anders aus, und nach eingehender Kontrolle und Prüfung durch die elterlichen Augenpaare, wurde das Erstandene und mühsam Angeschaffte doch als gut und preiswert empfunden. Nun muss das gute Stück also "nur" noch einen Platz in der neuen Wohnung finden.
Am Sonntag dann das nächste große Ereignis - Elternzusammenführung. Ein wohl wichtiger und aufregender Schritt. So machten sich also meine Eltern auf in die Thüringer Berge und Wälder, um das Örtchen, die Wohnung und vor allem die Familie kennen zu lernen, von der die Lieblingstochter nun schon so lang erzählt und wegen der sie so selten nur noch in der Heimat ist. Der Liebste war im Vorfeld wohl am aufgeregtesten. Machte sich Sorgen über dies und jenes, über den Ablauf des Besuchs, über die vorzuführende neue bzw. eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr alte Wohnung und über den ersten Eindruck, welche seine Familie hinterlassen würde. Doch so schnell der Besuch näher rückte, so schnell war er schon wieder um, und wir fanden uns beide winkend und erleichtert am Hoftor wieder. Wieder ein entscheidenden Termin gemeistert.
Danach war das restliche Wochenende auch im Nu um. Wir betätigten uns als Innenarchitekten und entwickelten die verschiedensten Varianten und Möglichkeiten, zeichneten zum gefühlten hundertsten Mal den Grundriss, und wägten unsere bautechnischen Fähigkeiten und Kräfte und das Budget ab. Doch wer die Qual hat, hat die Wahl, und so schwirren mir immer noch die unterschiedlichsten Möglichkeiten durch den Kopf, schleicht sich zugleich heimlich immer auch ein bisschen Angst vor dem Umbau und ein wenig Zweifel über die Entscheidung durch den Bauch, doch schließlich schafft es das Herz immer sich durchzusetzten und mich optimistisch zu stimmen. Das wird schon - irgendwie.

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