Mittwoch, 6. Februar 2008

Großstadtschlangen

Morgens halb 8 in Jena. Wind und Regen machen den Morgen nicht unbedingt besser. Es wird zur Bahn gesprintet, doch entweder fährt grundsätzlich die, die man erwischen wollte genau dann ab, wenn man nur noch wenige Meter vom Türknopf entfernt ist und die Finger schon nach dem Druck auf das blinkende Knöpfchen lechzen.Man muss somit wieder 10 Minuten auf die nächste Bahn warten.Oder, man schafft noch die vermeindlich gewünschte Bahn, merkt aber schnell, dass das doch die spätere war, und man nur das Privileg hat die Wartezeit in der Bahn und nicht außerhalb dieser verbringen zu dürfen - was bei dem Wetter wenigstens ein kleiner Trost ist. Wie Schlangen schlängeln sich die menschenbepackten Transportmittel durch die Stadt. Zu den Stoßzeiten ist grundsätzlich an einen Platz nicht zu denken. Wenn man doch einen ergattert, heißt es alten Menschen diesen zu überlassen. Trotzdem mag ich Straßenbahn fahren, wenn es nicht in Viehtransport ausartet, und man seinen Gegenüber auch gleich umarmen könnte, man auf Tuchfühlung mit Menschen gehen muss, die man im normalen Leben nur von Weiten betrachten würde oder es nicht gerade geregnet hat oder noch regnet. Ich mag den Geruch regendurchtränkter Kleidung nicht und schon gar nicht die Luft in der Bahn, welche nicht ihre großen Fenster öffnen um frischen Wind in die Sache zubringen. An solchen Tagen kann man nicht mal aus den riesen Glasscheiben schauen, da dort sämtliche Körperausdünstungen kleben bleiben. Sonst ist Straßenbahn fahren eigentlich angenehm. Immerhin noch ein paar Minuten Ruhe vor dem Sturm an der Uni, abschalten, MP3 - Player aufs Ohr oder noch schnell Zeit zum Lesen; Leute beobachten und Gespräche belauschen - die Landschaft vorbeiziehen lassen. Leider durchdringt eine computerisierte Frauenstimme mit der Ansage -"Löbdergraben, Stadtzentrum" - die vermeindliche innere Ruhe und erinnert einen daran, auszusteigen. Wieder hinaus in das trübe Matschwetter - auf den Weg in die Uni. Die Schlange öffnet die Schleusen und ein Menschenmeer strömt hinaus.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr stilvoll geschrieben Melle, du hast's eben drauf... =) Übrigens scheint hier grad die Sonne.

Anonym hat gesagt…

also ich mochte das ja auch nie, mit dem nassen geruch um bus damals. der ging und ging nicht weg, vielmehr wurde es immer schlimmer, als das wasser den leuten triefend vom gesicht tropfte und der schnee in ihren klamotten und haaren schmolz ...!

was wird denn eigentlich die tage in deinem mp3 player gespielt?